Nehmen Sie sich genügend Zeit

Die Entscheidung für Hilfe beim Kinderwunsch ist wichtig und positiv. Die Wahl eines Kinderwunschzentrums ist der nächste Schritt. Praxen gibt es viele. Diese Tipps können Ihnen helfen, ein passendes Zentrum zu finden.

Wichtige Kriterien

Ein Kinderwunschzentrum ist eine größere Praxis mit Ärzten, die sich auf Fortpflanzungsmedizin spezialisiert haben. Dabei können Ihnen die untenstehende Kriterien dabei helfen herauszufinden, welches Zentrum das für Sie richtige ist:

  • Erster Eindruck – Lassen Sie Personal und Räumlichkeiten auf sich wirken. Die Behandlung kann belastend für Sie sein, daher sollten Sie sich in der Praxis wohlfühlen.
  • Leistungsumfang – Viele Praxen bieten zusätzliche Behandlungsoptionen an, wie etwa das Einfrieren von Embryonen oder eine eigene Samenspendenbank.
  • Reproduktionstechniken – Die im Labor eines Kinderwunschzentrums verwendeten Technologien können Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschafts-Behandlung haben. Fragen Sie in Ihrer Praxis nach, welche Technologien bei Bedarf verwendet werden.
  • Psychologische Beratung und Unterstützung – Psychologische Unterstützung während der Behandlung ist sehr wichtig. Fragen Sie, ob Ihre Praxis kostenfreie psychologische Unterstützung anbietet oder ob es eine Selbsthilfegruppe gibt, der Sie sich anschließen können.
  • Annahme durch die Praxis – Manche Praxen nehmen nur Patientinnen bis zu einem bestimmten Alter oder Gewicht zur Behandlung an.
  • Ort – Kinderwunschbehandlungen sind mit zahlreichen Terminen verbunden, so dass eine günstige Lage der Praxis wichtig ist.
  • Kosten – Jede Praxis nutzt ihr eigenes Abrechnungssystem, was eine gewisse Schwankungsbreite mit sich bringt, und es können auch verdeckte Kosten anfallen. Bitten Sie um eine genaue Aufstellung der im Behandlungspaket jeweils inbegriffenen Leistungen. Eine erste Übersicht erhalten Sie hier.
  • Erfolgsraten – Erfolgsraten können je nach behandeltem Patiententyp und angebotenen Behandlungen variieren. Kinderwunschzentren können Ihnen die Zahl der durchgeführten Behandlungen, die klinische Schwangerschaftsrate und die Rate der Lebendgeburten pro Jahr mitteilen.

Besuchen Sie ruhig einige Praxen und zögern Sie nicht, genau nachzufragen. Am wichtigsten ist, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen und Vertrauen in Ihr Behandlungsteam haben. Nehmen Sie sich daher Zeit, die für Sie richtige Praxis zu finden. Eine Übersicht über Kinderwunschzentren finden Sie hier.

Was erwartet mich im Kinderwunschzentrum?

Bei Ihrem ersten Besuch wird Ihr Kinderwunschexperte detaillierte Fragen an Sie richten, auch zur gemeinsamen klinischen Vorgeschichte und zum Sexualleben. Daher sollten beide Partner anwesend sein.

Was genau erwartet uns bei dem Termin?

Beim Vorgespräch müssen Sie darauf vorbereitet sein, dass Ihnen Fragen zu intimen Details Ihres Privatlebens gestellt werden. Und natürlich werden Sie auch untersucht, um möglichst viele Informationen zu erhalten.

Der Weg zum Kind erfordert Zeit, Verständnis und Geduld. Die Behandlungen können mehrere Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen. Möglicherweise müssen Sie Angaben oder Tests im Behandlungsverlauf mehrfach wiederholen.

Ihr Kinderwunschteam

Auf dem Weg zur Erfüllung Ihres Kinderwunsches haben Sie sicherlich Fragen. Wenn Sie wissen, wer in Ihrem Kinderwunschteam jeweils zuständig ist, kennen Sie auch den richtigen Ansprechpartner.  

  • Hausarzt – kann grundlegende Fruchtbarkeitstests wie körperliche Untersuchungen und Bluttests durchführen und Sie dann an einen Kinderwunschspezialisten oder an ein Kinderwunschzentrum überweisen.
  • Frauenarzt – führt Tests und Untersuchungen bei Frauen durch, wie invasive Eingriffe und Ultraschalluntersuchungen, und kann Sie an ein Kinderwunschzentrum überweisen.
  • Urologe/Androloge – führt weitergehende Fruchtbarkeitstests und Untersuchungen für Männer durch.
  • Krankenpfleger – führt erste Befragungen durch und kann bei Verfahren unterstützen. Diese Fachkräfte können Ultraschall- und Blutuntersuchungen durchführen und Sie in die Selbstinjektion einweisen sowie Fragen beantworten.
  • Reproduktions-Endokrinologe – verschreibt hormonelle Medikamente und überwacht Behandlungen zur assistierten Befruchtung. Er kann beim Ultraschall anwesend sein, um zu überprüfen, wie Sie auf die Behandlung ansprechen, und um die Behandlung ggf. anzupassen. Er entnimmt die Eizellen und transferiert die Embryonen in die Gebärmutter; zudem bespricht er mit Ihnen die Ergebnisse von Schwangerschaftstests.
  • Embryologe/Biologe – arbeitet im Labor der Praxis, beurteilt die Qualität der entnommenen Eizellen sowie der Spermien und bereitet das Sperma für die Befruchtung vor. Er führt alle Laborverfahren durch, überwacht die Embryonenentwicklung und wählt Embryonen und den Zeitpunkt für den Transfer aus.
  • Psychologische Unterstützung (Psychologen/Berater/Sozialarbeiter) – anfängliche Beurteilung des emotionalen Status vor der Behandlung sowie Unterstützung und Beratung vor, während und nach der Behandlung.

Informationen bestens nutzen

Zu Beginn einer Behandlung stellen sich viele Fragen. Wenn Sie sich gemeinsam auf die Kinderwunschreise begeben, kann Ihnen dies die Sicherheit geben, dass Sie nichts Wichtiges vergessen. Außerdem ist es leichter, wenn Ihr Partner/Ihre Partnerin die Informationen aus erster Hand erhält, statt sie von Ihnen zu hören. 

Wenn Sie etwas nicht verstehen, zögern Sie nicht, Ihren Arzt um eine Erklärung zu bitten. Sie können sich beim Gespräch immer Notizen machen oder es auch aufnehmen, wenn alle Anwesenden einverstanden sind.

Welche Fragen kann der Arzt stellen?

Beim Vorgespräch wird der Arzt Ihnen und Ihrem Partner/Ihrer Partnerin Fragen zu folgenden Aspekten stellen:

  • Details zu Ihrer Krankengeschichte und Ihrem Leben
  • Ernährung und Lebensweise
  • Derzeitiges Sexualleben und seit wann Sie versuchen, schwanger zu werden      

Über Unfruchtbarkeit und einen unerfüllten Kinderwunsch spricht man nicht gerne, und vielleicht wissen Sie nicht sofort, was Sie sagen sollen. Informationsblätter zum Vorgespräch (erhältlich in den Praxen) können Ihnen bei der Vorbereitung für einen Termin in einem Kinderwunschzentrum helfen. Wenn Sie bestimmte Themen nicht in Anwesenheit Ihres Partners besprechen möchten, bitten Sie Ihren Arzt um ein Gespräch unter vier Augen.

Welche Fragen kann ich meinem Arzt stellen?

Hier einige Fragen, die Sie Ihrem Arzt  zu einer unterstützten Kinderwunschbehandlung stellen können:

  • Wie ermitteln Sie eine erfolgreiche Schwangerschaft?
  • Führen Sie in Ihrer Praxis genetische Tests durch?
  • Haben Sie bei Bedarf eine Samenspendenbank?
  • Was geschieht nach der Entnahme mit den Eizellen?
  • Was geschieht mit verbleibenden (un-)befruchteten Eizellen?
  • Wie viele Embryonen transferieren Sie pro Zyklus?
  • Welche Unterstützung bieten Sie nach dem Embryonentransfer an?
  • Können Sie Eizellen oder Spermien einfrieren?

Was kostet eine Kinderwunschbehandlung?

Die Kosten fallen je nach Praxis und Land unterschiedlich aus. Daher ist die Finanzplanung vor Beginn der Behandlung wichtig. 

Manche private und gesetzliche Krankenkassen zahlen für Kinderwunschbehandlungen und übernehmen dabei alle oder einen Teil der Kosten. Einige Bundesländer gewähren über spezifische Förderprogramme Zuschüsse zu den Behandlungskosten. Fragen Sie in der Praxis nach, welche Behandlungen übernommen werden. Hier finden Sie einen ersten Überblick. 

Sie sollten mit der Praxis genau besprechen, was in Ihrem Behandlungspreis inbegriffen ist. Die Praxis kann einen persönlichen Plan mit regelmäßiger Aktualisierung im Behandlungsverlauf erstellen. 

Wenn Sie Fragen zu einzelnen Posten auf Ihrer Rechnung haben, bitten Sie den Arzt um eine Erklärung. Folgende Kosten können anfallen:

  • Befunde
  • Arzttermine
  • Beratungsgespräche
  • Tests und Untersuchungen
  • Zyklusmonitoring
  • Medikamente
  • Kosten für Eizell- und Spermientransfer an das Labor
  • Einfrieren und Lagerung von Eizellen und Spermien
  • Technologien zur Kinderwunschbehandlung - Reproduktionstechnologien

Wie bereite ich mich am besten auf die Kinderwunschbehandlung vor?

Gute Organisation ist hilfreich

Notieren Sie sich zu Beginn der IVF-Behandlung alle Termine, die Sie und Ihr Partner wahrnehmen müssen, vor allem für den Embryotransfer.

Planen Sie die Behandlungsschritte in Ihren Alltag ein und nehmen Sie sich Zeit dafür. Lassen Sie sich nach Ihren Praxisterminen und Behandlungen abholen, es tut gut, hier Unterstützung zu haben.

Sie sollten sich und Ihren Körper jetzt etwas schonen. Trotz der nervlichen Anspannung müssen Sie versuchen, Ruhe und Ausgleich zu finden. Dabei sollten Sie Ihre gewohnten Abläufe in Beruf und Privatleben weitgehend beibehalten.

Körperliche Veränderungen annehmen

Die Fruchtbarkeitsbehandlung kann zu körperlichen Veränderungen führen. Seien Sie darauf eingestellt. Manche Frauen berichten von Blähungen und einer empfindlichen Brust. Zudem sollten immer Slipeinlagen und Binden griffbereit sein, da es nach einzelnen Behandlungsschritten zu Ausfluss kommen kann.

Eizellentnahme

Wenn der Zeitpunkt der Eizellentnahme gekommen ist, können Sie im Vorfeld ein paar Dinge beachten, damit die Behandlung für Sie angenehmer verläuft. Erleichtern Sie Ihren Darm möglichst vor dem Eingriff, da Stuhlgang unmittelbar danach unangenehm sein könnte.

Eine volle Harnblase sorgt für eine bessere Darstellung Ihrer Gebärmutter im Ultraschall. Es ist dementsprechend hilfreich, die Blase etwa eine halbe Stunde vor dem Termin zu leeren und dann einen halben Liter Wasser zu trinken. Es kann außerdem nicht schaden, Schmerztabletten griffbereit zu haben.

DE-NONF-00505  07/2024