Gewinnung von Eizellen und Spermien für IVF

Die Entnahme der Eizellen ist ein spannender Schritt innerhalb Ihrer IVF-Behandlung und bringt Sie Ihrem Kinderwunsch einen Stück näher. Aber was erwartet Sie am Tag der Entnahme? Hier folgen praktische Tipps und Informationen.

Wann sind Ihre Eizellen reif für eine Entnahme?

Nach der Stimulation der Eierstöcke, die der Eizellreifung dient, löst Ihr Arzt/ Ihre Ärztin bei Ihnen den Eisprung aus und injiziert dazu ein Hormon, das humane Choriongonadotropin (hCG). Etwa 36 Stunden später sind die Eizellen reif für die Entnahme.

Die ist ein entscheidender Schritt bei Ihrer Kinderwunschbehandlung, da Anzahl und Qualität der Eizellen darüber entscheidet, was als Nächstes passiert. Es ist also nur verständlich, wenn Sie etwas aufgeregt sind.

Vorbereitung auf den Eingriff

Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird Sie genau darüber informieren, was Sie vorbereitend tun sollten. Da Ihnen ein Narkosemittel verabreicht wird, müssen Sie für den Eingriff nüchtern sein.

Am Tag der Entnahme sollten Sie bequeme Kleidung tragen und auf Folgendes verzichten:

  • Schmuck
  • Parfüm oder parfümierte Körperlotion
  • Makeup
  • Kontaktlinsen

Organisieren Sie Ihre Abholung nach der Behandlung, da Sie nicht selber fahren dürfen.

Was erwartet Sie am Tag der Eizellentnahme?

Für den Eingriff wird Ihnen ein Schmerz- oder Beruhigungsmittel oder eine leichte Narkose verabreicht. Der Eingriff erfolgt in Ihrer Arztpraxis oder im Kinderwunschzentrum 34 bis 36 Stunden nach der letzten Injektion vor dem Eisprung.

In der Regel werden die Eizellen unter Ultraschallkontrolle durch die Scheide abgesaugt. Dazu wird eine Ultraschallsonde in die Scheide eingeführt, um die Eibläschen (Follikel) aufzufinden. Dann wird eine dünne Hohlnadel über einen Führungsgang des Ultraschalls durch die Scheidenwand bis in die Follikel geführt, um die Eizellen zu entnehmen.

Die Eizellen werden durch den Saugvorgang in der Kanüle von den Eibläschen getrennt. Bei dem Eingriff können mehrere Eizellen gewonnen werden. Das dauert rund 20 Minuten.

Sollten die Eierstöcke nicht über die vaginale Ultraschallsonde zugänglich sein, erfolgt eine Bauch-OP oder eine „Laparoskopie“, um die Nadel zielgerichtet zu führen. Dazu wird ein winziger Schnitt neben dem Bauchnabel gemacht und ein dünnes Sichtinstrument (Laparoskop) eingeführt.

Ist die Eizellentnahme schmerzhaft?

Nach der Eizellentnahme verspüren manche Frauen ein gewisses Ziehen im Unterleib oder sind noch von der Narkose müde. Gegen die Bauchschmerzen hilft eine Wärmflasche. Ihr Kinderwunschteam wird Sie noch ein paar Stunden zur Beobachtung dabehalten, bevor Sie nach Hause dürfen.

Nach dem Eingriff kann es ein paar Tage lang zu einem leichten Ausfluss mit Blut oder Bauchschmerzen und Unwohlsein kommen. Das ist völlig normal und Sie müssen sich keine Sorgen machen, solange dieser Zustand nicht länger anhält. Vielleicht können Sie sich auch den folgenden Tag freinehmen, um sich zu erholen.

Was passiert mit Ihren Eizellen?

Jede entnommene Eizelle wird unter dem Mikroskop untersucht. Die gesündesten Eizellen werden dann an das Labor des Kinderwunschzentrums übergeben, wo sie in ein Nährmedium übertragen werden.

Wenn die Eizellen direkt befruchtet werden sollen, gibt es zwei Verfahren: Entweder sie werden in eine Samenflüssigkeit des Partners/Spenders gelegt, die am Tag der Eizellentnahme gewonnen wurde, oder die Befruchtung erfolgt einzeln und direkt per Intracytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI). Die befruchteten Eizellen kommen dann in den Brutschrank (Inkubator) und werden alle paar Tage begutachtet, um die Entwicklung der Embryonen zu beurteilen.

Wenn der Embryonentransfer auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss, können Ihre befruchteten oder unbefruchteten Eizellen bis dahin eingefroren werden. Bei der Verwendung von gefrorenen Eizellen, Spermien oder Embryonen werden diese vor der Befruchtung oder dem Transfer aufgetaut. Ihr Kinderwunschteam wird für den Transfer die Embryonen mit der höchsten Qualität auswählen.

Was passiert als Nächstes?

Zur Vorbereitung Ihrer Gebärmutter auf den Embryotransfer sollten Sie mit einer Progesteronbehandlung beginnen. Nach einer Entwicklungszeit von 3 bis 5 Tagen wird Ihr Arzt/ Ihre Ärztin einen Embryo bzw. die vorab festgelegte Anzahl an Embryonen in Ihre Gebärmutter übertragen.

Samengewinnung

Sollen die Eizellen eingefroren werden, wird manchmal die Gewinnung und Aufarbeitung einer Samenprobe notwendig. Dies ist nicht der Fall, wenn die Eizelle direkt befruchtet wird.

Die Bereitstellung einer Samenprobe ist eine weitere wichtige Phase während der Kinderwunschbehandlung. Denn nur wenn frischer Samen (Sperma) zur Verfügung steht, können die entnommenen Eizellen auch befruchtet werden

Wie Sie sich auf die Abgabe einer Samenprobe vorbereiten

Am Tag der Eizellentnahme bei Ihrer Partnerin werden Sie in der Regel eine Samenprobe abgeben müssen. Dies soll die Überlebensfähigkeit der Spermien sicherstellen.

Im Kinderwunschzentrum wird hierfür ein gesonderter Raum zur Verfügung gestellt. Sie erhalten einen Behälter zum Auffangen Ihrer Samenprobe. Es ist in bestimmten Fällen auch möglich, die zu Hause abgefüllte Samenprobe mit ins Kinderwunschzentrum zu bringen. Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird die verschiedenen Möglichkeiten mit Ihnen besprechen.

Eine Samenprobe wird üblicherweise durch Selbstbefriedigung (Masturbation) gewonnen. Es gibt aber auch andere Wege. Sie können z. B. beim Geschlechtsverkehr ein spezielles Kondom ohne spermienabtötende Beschichtung verwenden, um Ihren Samen aufzufangen. Auch die Vibrostimulation oder Elektroejakulation sind geeignete Methoden zur Gewinnung einer Samenprobe.

Wenn Sie unter eine Ejakulationsstörung leiden oder Ihr Samen keine Spermien enthält (Azoospermie), kann Ihr Arzt/ Ihre Ärztin mit einem minimalen chirurgischen Eingriff Sperma direkt aus Ihren Hoden oder Samenleitern entnehmen. Zu diesen Verfahren gehören die perkutane epididymale Spermienaspiration (PESA), die mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA) und die testikuläre Spermienextraktion (TESE). Diese Methoden werden in der Regel vor der Eizellentnahme angewendet.

Testikuläre Spermienextraktion (TESE)

Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird Ihnen dieses Verfahren empfehlen, wenn sich in den Nebenhoden (Epididymis) keine Spermien befinden oder eine Sterilitätsbehandlung (Vasektomie) stattgefunden hat. Wie geht eine TESE vor sich?

  1. Der Arzt verabreicht Ihnen eine örtliche Betäubung oder Vollnarkose
  2. Dann macht der Arzt einen kleinen Einschnitt, um die Samenleiter der Nebenhoden zu öffnen
  3. Als Letztes wird ein Stück Hodengewebe entnommen, um Spermien zu erhalten

Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA)6

Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird Ihnen dieses Verfahren empfehlen, wenn die perkutane epididymale Spermienaspiration (PESA) nicht funktioniert hat. Bei PESA erfolgt die Spermiengewinnung schneller und kann bei lokaler Betäubung vorgenommen werden, die Anzahl der gewonnenen Samenzellen ist jedoch geringer als bei MESA und TESE.

  1. Der Arzt verabreicht Ihnen eine örtliche Betäubung oder Vollnarkose
  2. Der Arzt führt eine Nadel unter Verwendung eines Operationsmikroskops ein, mit dem die Lage der Tubuli des Nebenhodens genau lokalisiert werden kann
  3. Dann wird Flüssigkeit oder ein Stück Hodengewebe mit lebenden Spermien entnommen

Was passiert als Nächstes?

Bei der Verwendung von gefrorenen Eizellen, Spermien oder Embryonen werden diese vor der Befruchtung oder dem Transfer aufgetaut. Ihr Kinderwunschteam wird die Übertragung der Details mit Ihnen besprechen. Ihr Arzt/ Ihre Ärztin kann Ihnen diesen Vorgang detailliert erklären.

DE-NONF-00505  07/2024